Squirten, oft auch als weibliche Ejakulation bezeichnet, gilt als ultimativer Lustfaktor beim Sex. Doch was ist dran an dem Hype? Kann jede Frau squirten lernen? Sind Squirten und die weibliche Ejakulation dasselbe? Und was hat das überhaupt mit dem Orgasmus zu tun?
Squirten und die weibliche Ejakulation werden oft synonym verwendet. Dabei handelt es sich streng genommen um verschiedene Arten von Vaginalflüssigkeit und nicht immer stehen beide im direkten Zusammenhang mit dem Orgasmus. Bevor wir uns mit dem Unterschied zwischen weiblicher Ejakulation und Squirting befassen, gilt es die drei verschiedenen Arten von Vaginalflüssigkeit zu verstehen.
Die 3 Arten von Vaginalflüssigkeit
Die vaginale Lubrikation kommt aus den Bartholinischen Drüsen, die in den Scheidenvorhof, an der Innenseite der kleinen Genitallippen, münden. Die vaginale Lubrikation wird bei sexueller Erregung abgesondert, kann aber auch durch den Genitalreflex ausgelöst werden – also unabhängig von sexueller Erregung.
Dann gibt es die weibliche Ejakulation, die aus den Skene-Drüsen kommt, die auch als weibliche Prostata bekannt sind. Bei der weiblichen Prostata liegt der Unterschied zur männlichen Prostata darin, dass bei der Frau die notwendigen Androgene zur Bildung eines Drüsenkörper fehlen. Die Skene-Drüsen haben mehrere Ausführungsgänge und münden in den Endabschnitt der Harnröhre.
Und schließlich gibt es noch die Squirt-Flüssigkeit. Beim Squirten wird meist viel mehr Flüssigkeit abgesondert als bei der weiblichen Ejakulation – die Flüssigkeit aus den Skene-Drüsen mischt sich mit Flüssigkeit aus der Harnblase, ist dünnflüssiger und klarer als das weibliche Ejakulat. Squirt-Flüssigkeit besteht aus Glukose, Fruktose und einer winzigen Menge Urin.
Die weibliche Ejakulation & der Orgasmus
Lass uns jetzt etwas tiefer gehen. Die weibliche Ejakulation ist die Freisetzung einer weißlichen Flüssigkeit, die in ihrer Zusammensetzung dem männlichen Prostatasekret ähnlich ist. Sie wird kurz vor oder während des Orgasmus freigesetzt. Die weibliche Ejakulation tritt dann auf, wenn du einen Orgasmus hast – möglich aber, dass es dir noch nie aufgefallen ist.
Achte bei deiner nächsten Solo-Session mal darauf. Bei der Masturbation ist das weibliche Ejakulat leichter zu sehen, weil es sich nicht mit Flüssigkeiten wie Gleitmittel oder Sperma vermischt. Wenn du es trotzdem nicht siehst oder nicht einmal das Gefühl hast, ejakuliert zu haben, kann es daran liegen, dass du es einfach nicht wahrnimmst. Denn die Größe der Skene-Drüsen ist von Person zu Person unterschiedlich, und die Menge des ausgestoßenen Ejakulats kann so gering sein, dass du es gar nicht bemerkst.
Es gibt auch die so genannte “retrograde Ejakulation”, bei der das weibliche Ejakulat nicht aus der Vagina austritt, sondern durch die Kontraktionen beim Orgasmus in die Vagina hochgezogen wird.
Was bedeutet Squirten?
Squirting unterscheidet sich von der weiblichen Ejakulation darin, woher es kommt, wie es zusammengesetzt ist und wie viel du produzierst. Im Vergleich zum weiblichen Ejakulat ist Squirt-Flüssigkeit leichter und transparenter. Auch in der Menge unterscheidet es sich vom weiblichen Ejakulat – beim Squirten ist die Menge der Flüssigkeit deutlich mehr und sie kommt meist kraftvoller heraus. Die Squirt-Flüssigkeit tritt durch den Kanal der Harnröhre aus und obwohl die Flüssigkeit aus der Harnblase kommt, ist es nicht mit Harn gleichzusetzen – sie hat weder die Farbe noch den Geruch von Harn.
Im Gegensatz zur weiblichen Ejakulation ist Squirten auch nicht unbedingt mit einem Orgasmus verbunden. Für die Bildung von Squirt-Flüssigkeit reicht bereits hohe sexuelle Erregung aus. Ja, squirten ist lustvoll, aber nicht bei allen Frauen steht es im direkten Zusammenhang mit einem Orgasmus.
Können alle Frauen squirten?
Wenn wir uns Mainstream-Pornos anschauen, könnten wir meinen, dass die meisten Frauen nach minimaler Stimulation regelmäßig squirten. Abseits der Porno-Welt, also im realen Leben, kommt dies aber gar nicht so häufig vor. Die Internationale Gesellschaft für Sexualmedizin schätzt, dass 10-50 % der Frauen beim Sex squirten. Das ist eine große Spannweite – du siehst also, dass die Forschung noch nicht sehr viel über dieses Phänomen weiß.
Die Fähigkeit zum Squirten haben grundsätzlich alle Frauen. Für manche Frauen kommt es völlig überraschend und geschieht, obwohl sie gar nicht abspritzen wollen. Aber es ist auch normal, dass man dafür etwas Übung braucht. Das Wichtigste: Setze dich nicht unter Druck!
Lass dir nicht einreden, dass Squirten die ultimative Befriedigung darstellt, ein Gradmesser für deine Lust oder Erregung ist oder die Intensität deines Orgasmus. Manche Menschen mögen es, andere nicht – dein sexuelles Vergnügen oder das deines Partners hängt jedenfalls nicht davon ab.
Squirten lernen – so gelingt es!
Damit dir das Squirten gelingt, sind vor allem 2 Punkte wesentlich:
Hohe Erregung
Entspannung
Für das Squirten ist es notwendig, dass du einen hohen Erregungsgrad erreichst, damit das Gewebe der weiblichen Prostata gut durchblutet ist – erst dann wird die Squirt-Flüssigkeit überhaupt gebildet. Du kannst deine Erregung erhöhen, indem du zwischen An- und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur wechselst – das erhöht die Durchblutung. Mit tiefer und bewusster Atmung, die weit in das Becken reicht, kannst du zusätzlich deinen Erregungsgrad steuern.
Wesentlich beim Squirten ist auch die Entspannung des Beckenbodens. Wenn du über einen längeren Zeitraum die Anspannung in der Beckenbodenmuskulatur hältst – was viele Frauen bei hoher Erregung tun – dann blockierst du die Durchblutung im Gewebe deiner Genitalien. Um in tiefe Entspannung und gleichzeitig in hohe Erregung zu kommen, braucht es vor allem Zeit und lustvolle Berührungen. Druck ist dabei völlig fehl am Platz.
Die Yoni-Massage = Erregung + Entspannung
Eine achtsame Yoni-Massage (aus dem Tantra, Vulva/Vagina-Massage) ermöglicht es, einen hohen Erregungslevel zu erreichen und gleichzeitig in der Entspannung zu bleiben – indem die Erregung achtsam und langsam gesteigert wird. Bei der Yoni-Massage sind Fingerfertigkeit und Einfühlungsvermögen des Partners gefragt – das braucht Übung und ist lernbar.
Wenn sich dein Partner (oder auch du selbst) auf die Stimulation des G-Punkts (der eigentlich eine ganze Zone ist) konzentriert, ist es wahrscheinlicher, dass dir das Squirten gelingt. Die Stimulation der G-Zone erleben viele Frauen als äußerst lustvoll. Gelingt es dir, dabei ganz loszulassen, kann es zu intensiven Orgasmen führen und gleichzeitig das Abspitzen des weiblichen Ejakulats ermöglichen.
Der G-Punkt & der Innenraum der Vagina
Viele Frauen berichten in meiner Praxis, dass sie im Innenraum ihrer Vagina wenig spüren und die Stimulation des G-Punkts eher unangenehm ist. Das ist völlig normal, wenn du dir den Innenraum noch nicht „angeeignet“ hast. Damit du in der Vagina mehr spüren kannst, braucht es Berührungen, um sie dafür überhaupt empfindsam zu machen. Mit der G-Zone verhält es sich genauso – je öfter du sie stimulierst, desto lustvoller wirst du die Berührungen erleben.
Das Wichtigste beim Squirten ist wirklich, dass du entspannt bleibst und dir keinen Druck machst oder dir machen lässt. Es gibt einiges, was du tun kannst, um das Squirten zu lernen, aber denk bitte dran: Sex ist kein Leistungssport und soll vor allem eines: Spaß machen!
Du möchtest Squirten in einem sicheren Rahmen lernen, deine Orgasmen intensivieren oder mehr Lust empfinden? Dann buche dir jetzt deine Session für Sexological Bodywork und/oder Sexualtherapie!
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