Masturbation, Selbstbefriedigung oder Solo-Sex – wie immer du es nennen magst – ist eines der schönsten Sachen der Welt! Als Sexologin höre ich in meiner Praxis allerdings oft: „Wenn ich einen Partner habe, dann mache ich es nicht“ oder „Da geht’s mir nur um den schnellen Orgasmus“. Im tieferen Gespräch stellt sich dann heraus, dass Masturbation häufig mit Scham besetzt ist oder rein funktional abläuft.

Die Mythen, die sich um die Masturbation ranken, sind vielfältig. Viele glauben, dass häufige Selbstbefriedigung zu Lustlosigkeit mit dem Partner führt oder der Orgasmus dadurch weniger intensiv erlebt wird. Diese Vorstellungen sind allerdings nicht wahr, denn Masturbation ist ein gesunder und normaler Teil der Sexualität und eine positive Ergänzung jeder romantischen Beziehung.

Masturbation ist Selbstliebe und Selbstfürsorge

Masturbation ist eine Form der Selbstliebe und Selbstfürsorge – und damit ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Masturbation ist Sex mit sich selbst und wichtig, um unseren Körper zu erforschen und zu entdecken, was uns wirklich anmacht. Wir lernen wie wir berührt und verwöhnt werden wollen und können dieses wertvolle Wissen mit unseren Sexualpartnern teilen. Denn wenn wir uns selbst nicht befriedigen können, wie können wir dann erwarten, dass unsere Partner wissen, was uns guttut?

Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die ein Problem damit haben, dass sich ihr Partner selbst befriedigt? Dann versuche, die positive Seite des Solo-Sex zu sehen. Letztendlich profitierst du davon, wenn dein Partner weiß, was ihm guttut und dich anleiten kann. Es ist unglaublich entspannend, wenn du dich darauf verlassen kannst, dass dein Gegenüber die eigenen Wünsche und Grenzen klar ausdrücken kann. Das geht aber nur, wenn dein Partner in guter Verbindung mit sich selbst ist und sich gut kennt.

Selbstbefriedigung

Sinnliche Körperreise oder 5-Minuten-Akt?

Wenn du die Selbstbefriedigung nicht als funktionalen 5-Minuten-Akt gestaltest, sondern dir Zeit nimmst, dich wirklich zu spüren und deine Berührungen zu variieren, dann wirst du bald merken, dass du mit deinem Körper in eine tiefere Verbindung kommst und dich viel intensiver wahrnehmen kannst. Du wirst dich sinnlicher fühlen, deine Anziehungscodes – also, das was dich anturnt – werden sich erweitern und du wirst für die sexuelle Erregung nicht mehr so viel Sensationen aus dem Außen (Pornos, Kopfkino etc.) brauchen – vielmehr werden sie aus dem Inneren heraus entstehen. All das steigert die Lust, deine Libido wird ausgeprägter – und du wirst in Folge auch mehr Lust auf Sex mit deinem Partner verspüren und intensivere Orgasmen erleben. Durch die tiefere Auseinandersetzung mit deinem Körper, lernst du deine Lustzonen besser kennen und kannst deinen Partner zeigen, wie du berührt werden möchtest.

Probiere Neues – variiere deine Berührungen

Wenn du es gewohnt bist, dich immer nach dem gleichen Muster zu befriedigen – zum Beispiel in dem du dich mit hoher Anspannung im Beckenboden zum Orgasmus bringst oder viel Druck auf deiner Vulva oder deinem Penis benötigst, wirst du vielleicht am Anfang, wenn du beginnst, deine Berührungen zu variieren (in Rhythmus, Druck, Muskeltonus) nicht gleich zum Orgasmus kommen. Manchmal höre ich dann von KlientInnen, dass sich „da gar nichts tut“. Okay, dann brauchst du etwas Geduld – du kannst nicht von deinem Körper erwarten, dass er sofort darauf reagiert, wenn er jahrelang auf ein Muster konditioniert wurde. Experimentiere und erforsche und lass den Gedanken los, dass es irgendein Ziel – einen Orgasmus – geben muss.

Die Masturbation in Form der Selbsterforschung ist meist für alle Geschlechter ein Feld, das mit Mythen, Scham, Zweifel etc. besetzt ist. Für viele Frauen ist die Selbstberührung an der Vulva mit Scham oder sogar Ekel verbunden – IN der Vagina auch oft zusätzlich mit Taubheit. Männer haben zwar meist kein Problem damit, ihren Penis zu berühren, aber sie beziehen oft den übrigen Körper nicht mit ein – und so haben sie meist keine Ahnung, wo ihre erogenen Zonen liegen, außer am Penis.

Es wird also Zeit, sich selbst zu erforschen – denn nur, wenn wir uns selbst gut kennen, kann auch der Sex mit einem Sexualpartner richtig schön werden.

3 Tipps für deine Selbstbefriedigung

In diesem Sinne teile ich mit euch 3 Tipps für die Selbstbefriedigung – oder wie ich es viel lieber nenne – für die Selbsterforschung.

1. Nimm dir Zeit für dich selbst

Das ist vielleicht manchmal gar nicht so leicht, wenn du einen stressigen Alltag hast oder oft nicht allein bist. Versuche es als Me-Time einzuplanen und ein Ritual daraus zu machen. Zieh dich an einen Ort / in ein Zimmer zurück, wo du dich sicher und wohl fühlst. Achte darauf, dass die Umgebung für dich stimmig ist – passt die Beleuchtung, die Temperatur? Schalte dein Telefon, den Fernseher und sonstige Störquellen aus. Mach es dir bequem. Atme ruhig und tief in den Bauch. Es ist Zeit, dich nur auf dein eignes Vergnügen zu konzentrieren.

2. beziehe den ganzen Körper ein

Nimm ein hochwertiges Öl – zum Beispiel Kokosöl oder Mandelöl – und beginne damit deinen gesamten Körper zu massieren. Langsam und bewusst. Spüre in den Körper hinein und nimm wahr, wenn sich eine Berührung besonders gut anfühlt oder vielleicht auch unangenehm ist. Berühre und massiere deine Vulva / deinen Penis – variiere dabei in Rhythmus und Druck, entspanne deine Muskulatur und behalte deine tiefe Bauchatmung bei. Erforsche deine Lustpunkte.

3. Erkunde deinen Innenraum

Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Da die Vagina innerhalb des Körpers liegt, haben viele Frauen keinen richtigen Bezug zu ihr. Und weil es hier immer wieder zu Unklarheiten kommt: Alles, was außen ist (Lippen, Klitoris etc.) wird als Vulva bezeichnet – die Vagina ist der innere Teil der Geschlechtsorgane. Es kann sein, dass du zu Beginn vielleicht nicht so viel im Innenraum spürst – die Nerven müssen erst aufgeweckt werden.

Lass dir Zeit und gehe immer nur so weit, wie es für dich passt. Wenn es unangenehm ist, dann probiere etwas anderes oder verweile bewusst einen Moment und atme zu der unangenehmen Stelle. Wenn Emotionen aufkommen, lasse sie einfach da ein – du musst damit nichts machen, nur wahrnehmen.

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