Exakt vor einem Jahr bin ich nun mit meinem neuen Business durchgestartet – ein ganzheitliches Konzept rund um die Themen Beziehung, Sexualität und Trauma. Die Entscheidung ausschließlich selbständig tätig zu sein – in meiner eigenen Praxis – das war neu für mich. Den Mut zur Veränderung und damit meinen gut bezahlten und sicheren Job zu kündigen und mich nur mehr auf mein eigenes Business zu konzentrieren, fiel mir erstaunlicherweise recht leicht. Ich bin meiner Intuition gefolgt. Heute weiß ich, diese Veränderung war goldrichtig. Ich liebe es, Menschen in ihre Kraft und ihre Selbstermächtigung zu begleiten – und jeden Tag, wenn ich meine Praxis nach getaner Arbeit verlasse, gehe ich mit einem großen Lächeln.

Ich frage mich, ob mir die Entscheidung zur Veränderung vor einigen Jahren auch so leichtgefallen wäre, ob ich dieses Gefühl von Sicherheit und der absoluten Überzeugung das Richtige zu tun, ebenso gespürt hätte. Ich glaube nicht! Woran liegt es, dass wir mit Veränderungen manchmal ganz leicht umgehen können und manchmal nicht? Das ist nicht nur von Mensch zu Mensch unterschiedlich, sondern auch von Situation zu Situation.

Die Angst vor Veränderung

Viele Menschen wünschen sich Veränderung – in beruflicher Hinsicht, in Beziehungsthemen oder weil sie das Gefühl haben, aus der Balance zu sein. Dennoch stecken viele Menschen in ihrer Situation fest und die Veränderung kann sich nicht nachhaltig einstellen.

Wie ist das bei dir? Was assoziierst du mit Veränderung? Ist Veränderung für dich grundsätzlich etwas Positives? Oder gehörst du eher zu den Menschen, die bei Veränderungen Stress empfinden und schnell das Gefühl bekommen, überfordert zu sein? Wie reagiert dein Körper, wenn du über Veränderung nachdenkst?

Die Angst vor Veränderung ist ein weitverbreitetes Symptom, das eine Folge von Trauma sein kann. Sie kann sich in unterschiedlichen Situationen zeigen – zum Beispiel dann, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder aus Situationen auszusteigen, die uns eigentlich nicht guttun. Vielleicht kennst du das auch – obwohl du dich nicht wohlfühlst, bringst du eine große Toleranz auf und leidest lange, bevor du etwas veränderst oder wartest darauf, bis sich etwas im Außen verändert oder die andere Person eine Entscheidung trifft.

Angst vor Veränderung

Loslassen, damit Neues entstehen kann

Warum haben Menschen die Traumata erlebt haben, Schwierigkeiten vor Veränderung oder Neuem? Damit wir den Wandel gut tolerieren können, müssen wir uns in Sicherheit befinden. Wenn wir uns sicher und geborgen fühlen, dann ist unser Nervensystem in Balance – das heißt, dass wir weder in einem Zustand der Übererregung noch der Untererregung sind. Nur in diesem Zustand sind wir in der Lage, Neues zu lernen und Veränderungen bewusst gestalten zu können.

Wenn Menschen in ihren frühen Jahren Verlusttraumata erlitten haben, dann haben die Erfahrung gemacht, dass eine Veränderung etwas ist, worauf sie selbst keinen Einfluss haben. Das kann der echte Verlust von Bezugspersonen sein, aber auch der gefühlte Verlust, indem die Bezugsperson immer wieder aus dem emotionalen Kontakt geht. Oder es sind für Erwachsene viel unbedeutendere Situationen, die für Kinder aber überwältigend sind – wie z.B. häufige Ort- oder Schulwechsel und der damit verbundene Verlust von Freunden. Diese Menschen haben also die Erfahrung gemacht, dass Veränderungen mit Verlust und Schmerz einhergehen. Das führt zu Schwierigkeiten bei Entscheidungen und zu einer Angst vor dem Loslassen. Allerdings müssen wir erst Loslassen können, damit Neues entstehen kann.

Abhängigkeit in Beziehungen

Ein weiterer Aspekt, weshalb Menschen Angst vor Veränderung haben, zeigt sich in der Tendenz, sich von anderen abhängig zu machen. Diese Menschen spüren sich und ihre Bedürfnisse oft nicht gut bzw. können diese nicht ausdrücken. Aussagen wie „Entscheide du für mich.“ oder „Was machen wir heute?“ sind an der Tagesordnung. Sie sind bereit, sich im hohen Maße anzupassen, um dem Neuen aus dem Weg zu gehen. Wenn wir als Kinder erleben, dass wir uns auf wenig bis nichts verlassen können, wenn heute schon wieder alles ganz anders ist als es gestern war und morgen schon wieder alles anders, wenn Bezugspersonen uns keine klare Zuwendung geben, sondern unberechenbar und unvorhersehbar sind in ihrem Verhalten, dann sind wir dauernd Veränderungen unterworfen – auf eine anstrengende Art und Weise – die uns abverlangt, ständig Anpassungen vorzunehmen.

Wenn wir uns als Erwachsene in ähnlichen Situationen wiederfinden – in denen wir mit ständigen Veränderungen und Unzuverlässigkeit konfrontiert werden, dann empfinden wir oft, dass wir keinen Anteil der Selbstbestimmung an der Veränderung haben. Es ist nicht klar, dass Veränderungen selbst gestaltet werden können. Dies führt dann oft in abhängige Beziehungsmuster – mit Menschen, die unberechenbar sind. Und genau in diesen Beziehungsmuster, das uns eigentlich gar nicht gut tut, finden wir uns dann wieder – weil es bekannt ist und sich damit „sicher“ anfühlt. Es verlangt uns die wenigste Veränderung ab.

Orte der Sicherheit schaffen

Wenn wir Sicherheit empfinden, dann ist unser Nervensystem reguliert. Der Sympathikus und er Parasympathikus sind in einem harmonischen Zusammenspiel und wir befinden und innerhalb unseres Stress-Toleranz-Fensters. Menschen, die früh traumatisiert wurden, haben allerdings häufig eine Prägung, die ihnen das grundlegende Gefühl gibt, nicht in Sicherheit zu sein. Es ist ein wichtiger Prozess, das Trauma zu integrieren, damit wir die Sicherheit wieder herstellen können. In diesem Prozess brauchen wir optimale Bedingungen, damit sich unser Nervensystem entspannen kann.

Es ist also wichtig, dass du sichere Räume schaffst und dich nicht mehr ihn toxischen Beziehungen oder Situationen befindest. Wenn du in einer Beziehung verbleibst, in der du wenig oder kaum Verlässlichkeit oder Sicherheit empfindest, in der du emotional oder körperlich schlecht behandelt wirst, dann ist es kaum möglich, ein Gefühl der Sicherheit zu kreieren. Dann kannst du vielleicht im Außen Sicherheit schaffen, aber deine Beziehung bringt dich immer wieder in ein Gefühl der Unsicherheit.

Es ist wunderbar, wenn du sichere Personen kennst, bei denen du weißt, dass sie dir wohlgesonnen sind und dich nicht verletzen – die bewusst und achtsam genug sind, dass du dich bei ihnen sicher fühlen kannst. Ein sicherer Ort kann auch eine gute Beziehung zu einer Therapeutin oder einem Therapeuten sein. Auch deinen Wohnort solltest du dir sicher gestalten – ein eigenes Zimmer kann dir zum Beispiel einen Rückzug ermöglichen.

Auch kraftvolle Ressourcen können dich dabei unterstützen, ein Gefühl der Sicherheit zu kreieren – also Tätigkeiten, die du gerne tust, bei denen du dich entspannen und sicher fühlen kannst. Diese sicheren Aspekte sind nicht die Lösung für das Problem, aber sie können dich im Außen unterstützen, damit du mit deinem Nervensystem arbeiten kannst. Nach und nach wirst du lernen, dein Nervensystem zu regulieren und mehr Containment zu entwickeln.

Erstarren, Kontrolle oder Anpassen?

Wenn die Angst groß genug ist und wir uns bedroht fühlen, dann gehen wir in den Flucht- oder Kampfmodus, oder wir erstarren und unterwerfen uns.

Fluchtreaktion: Die Fluchtreaktion lässt uns in die Anpassung gehen. Sie lässt uns glauben, je mehr wir uns in die Anpassung flüchten, desto weniger kann uns das Leben mit Veränderungen überwältigen.

Kampfreaktion: Menschen, die mit Kampf reagieren, gehen ihrem Kontrollbedürfnis nach. Sie lässt uns glauben, je mehr Verantwortung und Kontrolle wir übernehmen, desto sicherer sind wir, weil wir es “in der Hand haben”. Das kann unglaublich anstrengend und erschöpfend sein.

Erstarrung: Menschen die mit Erstarrung reagieren, suchen in ihr die Sicherheit. Die Erstarrung lässt uns glauben, dass die Dinge immer gleichbleiben. Wenn wir uns nicht bewegen, dann kann sich auch nichts verändern – und das fühlt sich sicher an.

Je nachdem welche Prägungen wir als Kind mitbekommen haben, versuchen wir die Sicherheit auf unterschiedliche Art und Weise herzustellen: mit Erstarren, Anpassen oder Kontrolle. Das kann von Situation zu Situation unterschiedlich sein. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Angst vor Veränderung aus unseren alten Überlebensstrategien hervorgeht. Sei also bitte liebevoll mit dir und werte dich nicht dafür ab.

Mut zur Veränderung

Neugierde & die Lust auf Veränderung

Was lässt unsere Lust darauf, Neues zu lernen, erblühen? Es ist eine Kraft, die jeder von uns innehat – von Geburt an. Diese Kraft heißt Neugierde. Wenn wir uns den Dingen neugierig zuwenden, dann sind wir in völliger Präsenz und wir verlieren die Angst. Traumatisierte Menschen haben diese Neugierde oft verloren, weil sie funktionieren mussten. Du kannst diese Neugierde wieder erwecken, indem du übst, dein Nervensystem zu regulieren – denn Lernen funktioniert nur in einem balancierten Nervensystem. Neues zu entdecken und dabei ganz in deiner Präsenz zu sein, hilft deinem Nervensystem also in die Balance zu kommen – und umgekehrt hilft dir ein reguliertes Nervensystem, die Neugierde zu erwecken. Es entsteht eine Wechselwirkung, die du zur Heilung deiner Angst vor Veränderung nutzen kannst.

Stell dir mal vor, was möglich wäre, wenn du neugierig auf dich wärst, wie du in der Zukunft bist. Wie wäre es, wenn es dir in der Zukunft noch besser als heute geht? Wenn du neugierig auf deine noch unentdeckten Talente und Potenziale bist?

Erlaube dir, mit Dingen zu experimentieren. Probiere aus und stelle dabei keinen Anspruch darauf, wie es ausgehen soll. So nimmst du dir selbst den Druck, dass etwas Großartiges dabei herauskommen muss. Entdecke – so wie es kleine Kinder machen. Erkunde deine Umwelt neugierig.

Sei gespannt, welche neuen Wege sich dadurch für dich eröffnen!

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